Höhenmedizin
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das
Wichtigste zur Höhenkrankheit in Kurzfassung
allgemein die wichtigsten Symptome: Appetitlosigkeit, kaum Urin, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung, Euphorie (rationales Denken wird untergraben), Schlaflosigkeit, Atemlosigkeit, Gleichgültigkeit, Husten, unverhältnismäßig hoher Ruhepuls Lungenödem: Atemlosigkeit, danach fangt Ihr an, vermehrt zu husten ... Wenn Ihr irgendwann Blut hustet und immer noch nicht absteigt, kann Eurer Lebensmüdigkeit/Dummheit auch keiner mehr helfen (habe das mal selbst bei jemandem erlebt). Lungenödeme sind die häufigeren Leiden (Medikament: Nifedipin), aber die Anzeichen dafür sind ziemlich deutlich und dauern auch länger als bei einem Hirnödem, wo der Tod sehr schnell eintreten kann. Hirnödem: die schnellste Art, an Höhenkrankheit zu sterben. Kann innerhalb weniger Stunden eintreten. Die einzige Abhilfe ist Diamox + sofortiges Absteigen. Anzeichen: Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, keinen Hunger, kaum Urin, Müdigkeit, Erschöpfung, rationales Denken wird unterminiert und eine leichte Euphorie kann einsetzen, bei der man sich selbst überschätzt - erhöhte Unfallgefahr! |
Motto: Gehe hoch, schlafe tief. (Go high, sleep low.) Eine dauerhafte Akklimatisation
ist nur bis 5300 m möglich. Der
Körper braucht 10-14 Tage, um die benötigten zusätzlichen
roten Blutkörperchen zu bilden, die die Sauerstofftransportfähigkeit
im Blut erhöhen. Die Niere braucht ebenfalls genug Zeit, um ihre
Ausscheidung von Bicarbonat an den verringerten Kohlendioxidpartialdruck
anzugleichen. Daher kann eine VOLLSTÄNDIGE Akklimatisierung in
nicht weniger als der angegebenen Zeit erfolgen. Der Körper "merkt" sich die höchste Höhe, zu der man aufgestiegen ist. Danach sollte man wieder absteigen, weil sich die zusätzlichen Blutpartikel auf einer niedrigeren Höhe besser und vor allem viel schneller bilden. Wenn man also beispielsweise auf den Elbrus (5642 m) steigen möchte, könnte folgende Akklimatisation geplant werden (wenn man sich vorher auf unter 2000 m aufgehalten hat):
Anzeichen an die erfolgreiche
Akklimatisierung in der Höhe: man kann gut schlafen, keine
Probleme beim Einschlafen, keine Kopfschmerzen, Appetit, normaler oder
nur sehr leicht erhöhter Pulsschlag, ruhige Atmung Dauer der anhaltenden Akklimatisation (das sind nur Durchschnittswerte!): je nach körperlicher Veranlagung bei 4000 m ca. 1 Woche; bei 5500 m ca. 10 Tage ( - nach einer Woche immer noch auf 4000 m); habe es allerdings auch schon erlebt, daß jemand nach einem Aufenthalt von einer Woche auf 4000 m (und vorher kurz auf 5400 m) nach weiteren 7 Tagen bereits auf 3500 schwer an AMS erkrankte. Während
der Akklimatisation muß unbedingt auf genügend Flüssigkeitszufuhr
geachtet werden! "Durch die reaktive Vermehrung der roten Blutkörperchen in der Höhe und durch die vermehrten Flüssigkeitsverlust bei der verstärkten Atmung kann es zu einer Eindickung und Verlangsamung des Blutes und daher zu Lebensgefahr duch Bildung von Blutgerinseln kommen, wenn nicht genügend Flüssigkeitsmengen zugeführt werden. Diese Bluteindickung bewirkt auch eine Mehrbelastung für Herz und Kreislauf, sowie eine schlechtere Durchblutung der Extremitäten mit erhöhter Erfrierungsgefahr." [8] Für extreme Höhen von 5300-8850 m Der Gesamtzeitbedarf
der Akklimatisation für extreme Höhen liegt zwischen 40 und
50 Tagen. Die Anpassung der Atmung für die extreme Höhe ist unverzichtbar.
Es gibt wenig verlässliche Information für den tatsächlichen Zeitbedarf;
es kann aber in etwa gesagt werden, daß 36 Tage zu wenig und 77 Tage
sicher ausreichend sind. Daran muß sich jede Besteigungsplanung orientieren!
Allein die massive Hyperventilation ist oberhalb 7000 m in der Lage
den alveolären Sauerstoffpartialdruck konstant bei etwa 35 mmHg zu halten,
was sonst nur durch Sauerstoffzusatzatmung möglich wäre. Mit dem extremen
Abatmen von Kohlendioxid wird eine Sauerstoffaufnahme auf 8800 m von
ca. 1000 ml oder 15 ml/kg KG ermöglicht. Das entspricht etwa 25-30 %
der maximalen Leistungsfähigkeit auf Meereshöhe (bei 55 ml/kg KG) und
ermöglicht ein Höhersteigen von 125-150 Höhenmeter/Stunde. [7] |
Weiterführende deutsche Literatur (siehe auch bei den Quellen weiter unten)
Medizinische Aspekte bei Trekking und Expeditionen, Zusammenstellung: Dr. Walter Treibel, München 1995, copyright BExMed.
Sehr gut erklärt und geschrieben, auch für Nichtmediziner sehr verständlich; als informierende Literatur sehr empfehlenswert vor einer höheren Bergtour oder um sich allgemein über das Thema zu informieren. [1. Link] [2. Link]
Höhenaufenthalt bei Lungenkrankheiten, Dr. med. Rainald Fischer, Dt. Zeitschrift für Sportmedizin, Jhg. 51, Nr. 12 (2000).
Ziemlich guter auch auch für Nichtmediziner fast verständlicher Artikel - ein sehr gutes Kapitel über die Veränderung des Sauerstoffpartialdrucks mit zunehmender Höhe (mit Berechnungen und Faktoren, die zusätzlich den arteriellen Sauerstoffpartialdruck bestimmen) [link zur pdf-Datei]
Risiken und Gefahren des Höhentrekkings - Früherkennung der Höhenkrankheit mit objektiven Methoden, Michael Urbas, Dissertation an der TU München, 2000.
Vor allem die ersten beiden Kapitel sind interessant. Auf Seite 10 befindet sich eine recht gute Tabelle der Formen der akuten Höhenkrankheit und deren Symptome (Tabelle 2). [link zur pdf-Datei]
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Diese
Seite wurde im Juni 2004 & Juli 2005 bearbeitet. |
Quellen
[1] |
Bernett, P., Götzfried, K., Zintl, F.: Erste Hilfe, Bergrettung. (Alpin-Lehrplan 8). BLV Verlagsgesellschaft 1985 |
[2] |
Richtlinien der Österreicherischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin, 1991 |
[3] |
Med. Kommission der UIAA: Gesundheit in den Bergen. 2., teilweise überarbeitete Auflage 1995. |
[4] |
Höhenaufenthalt bei Lungenkrankheiten, Dr. med. Rainald Fischer, Dt. Zeitschrift für Sportmedizin, Jhg. 51, Nr. 12 (2000). |
[6] |
Risiken und Gefahren des Höhentrekkings - Früherkennung der Höhenkrankheit mit objektiven Methoden, Michael Urbas, Dissertation an der TU München, 2000. |
[7] |
Erhalt der Leistungsfähigkeit in extremen Höhen 5300m - 8848m. |
[8] |
Medizinische Aspekte bei Trekking und Expeditionen, Dr. Walter Treibel, München 1995, BExMed. |
Hiermit
möchte ich sämtliche Verantwortlichkeiten für Eure Gesundheit
aufgrund der von mir hier erstellten Infos und erteilten Ratschläge
von mir weisen. Ich bin weder Arzt noch Bergführer (und habe auch
nicht vor, eines von beiden anzustreben). Der obige Text ist mit besten
Wissen und Gewissen von mir erstellt und zusammengetragen worden (Quellen
sind angegeben); ich nehme Hinweise dankbar an (-> unter Kontakt),
bin aber nicht für Eure Taten, Körper, Unternehmungen, Erkrankungen,
usw. aufgrund des hier Geschriebenen haftbar! Die Medikament- und Gesundheitsangaben
sind auch nur für bereits gesunde Personen gedacht. Solltet Ihr
Bedenken haben, ob Ihr eine bestimmte Tour machen könnt, fragt
einen entsprechenden Arzt - ein Sportarzt weiß meist die beste
Antwort.
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