Die Unterwasserwelt im Süden von Korsika
Bemerkung: Auf dieser Seite erhebe ich nicht einmal ansatzweise den Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist nur ein kleiner Einblick in die artenreiche Unterwasserwelt Korsikas. Eigentlich sind hier auch nur Sachen aufgelistet, die ich selbst gesehen und interessant gefunden habe.
Die Straße von Bonifacio
(Meerenge zwischen der Südküste Korsikas und der Nordspitze Sardiniens)
weist eine relative Untiefe auf: zwischen Razzoli und den Lavezzi-Inseln
ist das Wasser maximal 60-70 m tief. Die Größe der niedrigen und gut erleuchteten
Meerestiefen und die ziemlich starken Strömungen sind günstige Faktoren
für die Ansiedelung zahlreicher und unterschiedlicher Meerestier- und -pflanzenarten.
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Neptungras (Posidonia
oceanica)
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Der Meerboden um die Lavezzi-Insel besteht aus Sand und Felsgranit und ist größtenteils mit Neptungras (Posidonia oceanica) bewachsen. Diese höhere Pflanze kann im Herbst sogar Blüten und Früchte hervorbringen. Diese Wiesen werden meist von Tauchern nicht beachtet, da kaum interessant sind. Wahrgenommen werden sie erst, wenn ein Schwarm Fische darauf "grast". Trotz der scheinbaren Eintönigkeit stellen sie eines der reichhaltigsten und wichtigsten Ökosysteme des Mittelmeeres dar. Neptungras kann nämlich große gelöste Sauerstoffmengen erzeugen. Mit den Wurzeln und Blättern konsolidiert es den Meeresböden und kann die durch Wellen und Strömungen bedingte Küstenerosion verringern oder sogar stoppen. |
Das Blattgewölbe kann den Lebensraum für benthonische Organismen verzehnfachen. Wenn man genau hinsieht, sind die Blätter dicht besiedelt. Die Wiesen ist außerdem ein riesiger Hort, wo zahlreiche Fisch-, Schalentier- und Weichtierarten aufwachsen, sich entwickeln und auch leben und sich fortpflanzen können, wenn sie erwachsen sind. Da das Gras einen idealen Versteckplatz bietet, sind sie natürlich nur schwer zu beobachten. |
Noch vor etwa 10 Jahren waren die Zackenbarsche durch übermäßige Unterwasserjagd fast großflächig ausgerottet oder in große Tiefen vertrieben worden. Dann setzte Frankreich ein striktes Jagdverbot ein, was erstaunlich half. Jetzt begegnet man den großen Räubern and den Felsküsten Korsikas wieder häufiger. |
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An der bekannten Stelle Mérouville im Naturschutzgebiet der Lavezzi-Inseln gibt es sogar eine große Gruppe von etwa 80 Tieren! Dieses Herdenverhalten und die Neigung zur Koloniebildung wird nur unter optimalen und geschützten Lebensbedingungen wie hier im Naturschutzgebiet erreicht. Während solche Schwärme eher an einem Ort bleiben (daher können Taucher dort immer diese Tiere finden), scheinen die einzelnen Fische des Schwarms nur wenige Jahre lang seßhaft zu sein: die Kolonie scheint in der Tat ständig einen inneren Wechsel durchzumachen. Wenn eine bestimmte Anzahl von Fischen verschwindet, werden sie anscheinend durch andere ersetzt. |
Der Zackenbarsch
lebt sehr lange: es gibt sichere Angaben zu Fischen, die 25 Jahre und
älter geworden sind, und es gibt auch Hinweise auf Exemplare, die 40
- 50 Jahre alt sind. Natürlich ist die Langlebigkeit nur eine theoretische
Option: der braune Zackenbarsch war seit jeher einer der von Fischern
und Unterwasserjägern am meisten gesuchten Fische, wegen seiner Größe,
seines guten Fleisches und der Schwierigkeiten beim Fischfang, so daß
diese Fischart eine der am stärksten bedrohten im Mittelmeer ist. Der Zackenbarsch ist eine hermaphroditische Spezies, wie viele andere Fischarten und Meeresorganismen ebenfalls. Das bedeutet, daß er in seiner Entwicklung das Geschlecht wechselt. Die Barsche werden also weiblich geboren. Die Geschlechtsreife in dieser Phase wird ungefähr im fünften Lebensjahr erreicht, wenn sie durchschnittlich 40 cm lang sind und 5 kg wiegen. Im zwölften Lebensjahr ungefähr, wenn sie normalerweise eine Länge von 80 cm erreichen, sind die Hoden endgültig ausgereift, der Zackenbarsch wandelt sein Geschlecht um und erreicht die männliche Geschlechtsreife. Dadurch gibt es hauptsächlich weibliche Zackenbarsche, nämlich mehr als 60%. Ihre biologischen Eigenschaften, wie das Zwittertum, das langsame Wachstum, die späte Geschlechtsreife, die Neigung zur Seßhaftigkeit, sowie eine durchschnittliche Fruchtbarkeit tragen zur leichten Anfälligkeit der Bestände bei. Große Bestände kann man also nur in Schutzgebieten wie an den Lavezzi-Inseln finden. |
Gehört zur Familie der Skorpionfische (Scorpaenidae). Skorpionfische leben zumeist Substratgebunden, also in der Nähe des Bodens oder von Riffen. Man findet sie in den flachen Küstengewässern, aber auch in Tiefen von mehreren tausend Metern. Bei den Drachenkopffischen ist die Schwimmblase zurückgebildet. Dies bedeutet, daß sie wenig ausdauernde Schwimmer sind. Trotz seiner scheinbaren Behäbigkeit ist der Fisch jedoch sehr schnell - über eine kurze Strecke! |
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Diese Tiere
sind nahezu ausschließlich "Lauerjäger", die dem Untergrund angepaßt
und auf vorbeiziehende Beute, meist Fische oder Krebsartige, warten.
Ist ein Beutetier ausgemacht, wird das riesige Maul ruckartig aufgerissen,
sodaß ein kräftiges Vakuum entsteht. Dadurch wird das Opfer regelrecht
ins Maul eingezogen und hat kaum noch eine Chance, zu entkommen. Wie
alle andere Scorpionfische hat auch der Drachenkopf Giftdrüsen an der
Basis der dorsalen Flosse (giftige Stacheln an den Rückenflossen).
Diese werden aber ausschließlich zur Verteidigung und nicht zu Angriffszwecke
benutzt. Bei Bedrohung werden Rückenflosse, Bauchflossen und Kiemendeckel
abgespreizt. Sein Gift ist zwar für den Menschen nicht lebensgefährlich,
ruft aber sehr schmerzhafte Verletzungen hervor. Um Korsika herum gibt es vor allem den roten Drachenkopf. Ich habe drei davon bei einem Nachtgang in einer Bucht gesehen. Sie verharrten über dem Sand und regten sich nicht, weder als sie mit der Lampe angeleuchtet wurden, noch als wir um sie herumschwammen, um sie besser zu sehen. |
Wie Seeanemonen und Quallen ebenfalls zu den Nesseltieren (Cnidaria) gehörend, sind Korallen teilweise so häufig anzutreffen, daß in wärmeren Gefilden wahre Korallenriffe entstehen. Im Mittelmeer in der Tiefe und im starken Schatten bildet sich ein sogenanntes Koralligen (Ch.), wo sich kalkhaltige Organismen so anhäufen (Krustenalgen, Schwämme, Korallen, Moostierchen, etc.), daß sie selbst einen Substratus für andere Organismen bilden. | |
Gorgonacea
– Rindenkorallen, Hornkorallen oder Gorgonien genannt, gibt es in etwa
1200 Arten in vielen unterschiedlichen Farben und Formen. In fast allen
warmen Meeren der Welt sind diese wunderschönen und faszinierenden Geschöpfe
zu finden. Ungefähr zwei drittel der Arten bewohnen das Litoral ( zum
Küstengebiet gehörend ), dringen aber niemals bis ins Brackwasser vor.
Über 10 % findet man in Tiefen unter 1000 Meter. Auch unterhalb 3000
Meter hat man noch Hornkorallen gefunden. Einige Hornkorallen bilden
baumartig verzweigte Stöcke mit dicken, starren Zweigen, andere besitzen
dünne, peitschenartige und biegsame Fortsetzungen in Buschform oder
in einer Ebene wachsende Fächer. Es gibt auch Arten, bei denen sich
die Zweige miteinander verbinden und damit praktisch Siebe ausbilden,
mit denen sie aus der Strömung die Nahrung – wie mit einem Netz – herausfiltern.
Das oft biegsame zentrale Achsenskelett der Gorgonien besteht aus hornartigen
Gorgoninfasern ( daher der Name " Hornkoralle " ) mit Kalkeinlagerung
( Skleriten ) und ist von einer Rinde ( daher der Name " Rindenkoralle
" ) aus Coenenchym ( Zellgewebe zwischen den Polypenköpfen ), aus der
die einzelnen Polypen hervortreten, überzogen. Hornkorallen mit wenig
Kalkeinlagerungen in den Gorgoninfasern sind biegsamer und somit weitaus
besser für ein Leben in strömungsreichen und bewegten Gewässern geeignet.
In dem gesamten Gebiet lebt die rote Gorgonie(Paramuricaea clavata). Bei ungünstigeren Licht- und Strömungsbedingungen gedeiht an ihrer Stelle die etwas kleinere gelbe (Eunicella cavolinii) und weiße Gorgonie (Eunicella singularis). |
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Bei
der roten Gorgonie handelt es sich um eine Korallenart, die ein internes
Achsenskelett oder eine Medulla besitzt (Octocorallia). Die
rote Fächer können gewaltige Ausmaße annehmen. Ihre filigranen
Zweige sind stark verästelt und beherbergen Millionen von winzigen
Polypentierchen, welche die Korallen ständig weiter ausbauen. Die
Gorgonien wachsen erst ab Tiefen von über 25 Meter. Man findet sie
häufig an felsigen Steilhängen. |
Gelbe Gorgonien sind die häufigste Gorgonienart im gesamten Mittelmeer. Mit einem Wachstum von 0,5 bis 2 cm pro Jahr, können sie an geschützten Stellen (wo es keine nicht gut tarierte Taucher gibt) bis zu 50 cm erreichen. Die entfalteten Polypen messen etwa 4 Millimeter. Als Planktonfilterer orientieren sie sich an Strömungen und siedeln an Steilwänden und Überhängen in 5 bis 100 m Tiefe. | |
In etwa 40 Meter Tiefe befindet sich an einer Stelle nahe den Lavezzi-Inseln eine riesige Schwarze Koralle (Antipatharia). Sogar der Tauchplatz ist nach ihr benannt. Witzigerweise entpuppt sich die Tierkolonie als strahlend gelb, nur das Gerüst, das man allerdings nicht sieht, ist schwarz. Hier ist eine sehr informative Seite über Schwarze Korallen. |
Ährenfisch (Atherina presbyter)
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Viele Ährenfische sind klein
und unscheinbar. Der hier abgebildete Streifenfisch ist ein im Mittelmeer
und an der westeuropäischen Küste lebender Schwarmfisch, der nur 15
cm lang wird. Sein Körper ist viermal so lang wie hoch. Sie werden
bis zu 4 Jahren alt und halten sich in Küstennähe bis zu
20 Metern Tiefe auf. |
Laicht zwischen Mai und Juli, hauptsächlich in Lagunen, wo die Eier mit feinen Fäden versehen an Steinen oder Algen haften. Die Eier haben einen Durchmesser von 1,8 bis 2 Millimeter. Beim Schlüpfen sind die Larven etwa 7 Millimeter lang. Bis zu 4 Jahre können Ährenfische werden. |
Schriftbarsch (Serranus scriba)
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Eine weitere europäische Art ist der im Mittelmeer lebende Schriftbarsch, der mit blauem Fleck auf silbrigem bis bräunlichem Grund tatsächlich so aussieht, als hätte man auf seinem Körper einen Füllfederhalter ausprobiert. Dieser recht häufige Sägebarsch besetzt Felshöhlen und andere natürliche Versteckmöglichkeiten als Reviermittelpunkt. Der nur 30 cm lange Fisch beansprucht immerhin ein Revier von 40-70 Quadratmeter, wie bei Freilandbeobachtungen in der Adria festgestellt werden konnte. |
Nahe den Lavezzi-Inseln auf Korsika sieht man ihn recht häufig - meist nicht weit von Meerjunkern entfernt. |
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Mönchsfische sind im Mittelmeer
sehr häufig. Während der Fortpflanzungszeit im Sommer besetzen die
Männchen kleine Reviere an den Felswänden oder in Geröllfeldern. Sie
reinigen die Felsfläche mit dem Maul und versuchen danach Weibchen
anzulocken, indem sie die in Schwärmen ziehenden Weibchen anschwimmen
und danach einen Sprung zurück machen zu ihrem Revier und dieses dadurch
präsentieren. Nach dem Ablaichen schützt das Männchen die Brut bis
diese geschlüpft ist. |
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Meerjunker werden bis zu 25 cm lang und leben bis in 120 m Tiefe, meist jedoch im Flachbereich auf Fels- und Seegraswiesen. Die Nacht verbringen sie eingegraben im Sand. Die Fische sind sehr ortstreu und man kann sie überall bei den Lavezzi-Inseln finden. Sie ernähren sich von Schnecken, Muscheln, Stacheltieren und Krebsen. Meerjunker vermehren sich das ganze Jahr und laichen im Freiwasser. Sie können bis zu 8 Jahre alt werden. Die Weibchen vollziehen in späteren Lebensjahren oft eine Umwandlung zum Männchen. |
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Der Meerpfau ist praktisch auf allen Böden anzutreffen, sowohl in der Nähe von Neptungraswiesen, als auch vor allem auf felsigem Untergrund mit Algen. Mißt maximal 25 cm und gehört zur Familie der Lippfische. Attraktiv gefärbt, die Männchen sind grün mit rotem Kopf und mit blauen Linien durchzogen; die Weibchen und der Nachwuchs sind gelbgrün mit vertikalen dunklen Streifen und einem schwarzen Fleck unter der Rückenflosse. Unter bestimmten Bedingungen ändern sie das Geschlecht und weisen dann Zwischenfärbungen auf. |
Ich konnte
mehrere Meerpfauen beobachten. Sie waren oft im gleichen Revier wie
ein Schwarm Meerjunker. Der Meerpfau ist ein ungewöhnlich schöner Bewohner des Mittelmeers, obwohl er dort - an der ligurischen Küste, einer der kältesten Regionen des Mittelmeers - eigentlich wenig zu suchen hat. Denn eigentlich bevorzugt der Meerpfau die wärmeren Küstengewässer im Süden. Darum untersuchen Meeresbiologen der Forschungsstation in La Spezia, warum sich der Meerpfau inzwischen sogar hier fortpflanzt. (Die Temperatur des ligurischen Meeres hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht, was letztes Jahr innerhalb einer heißen Woche zum Absterben von vielen Gorgonien innerhalb der oberen Schichten geführt hat.) |
Gebändeter/Gestreifter Barrakuda (Sphyraena viridensis) |
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Barrakudas sind überall in den Meeren der Welt anzutreffen. Der Gestreifte Barrakuda (silbergrau mit dunklen vertikalen Streifen) tritt in Gruppen auf und mißt durchschnittlich 40 cm. Einige Exemplare können jedoch länger als 1 m werden. Nur diese großen Tiere treten zuweil alleine auf. |
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Barrakudas
sind aktive Jäger, die ihre Beute einkreisen. Obwohl eine gewisse Ähnlichkeit
mit den Barrakudas aus der Karibik (Sphyraena barracuda) besteht, sind
sie keine Gefahr für Taucher. Hier ist eine recht informative Seite über den Großen Barrakuda. |
Sandaal
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Muräne
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Krabben
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Seegurken
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Seeigel
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Barben
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Brassen
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Grundeln
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Seestern
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Schnecken
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Gorgonie
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Muscheln
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