Informationen und Fakten über Lamas - ein kleines Lamakunde - Lexikon
Das Ccara-Lama
Die Inkas bzw. deren Vorfahren haben aus dem Vicunja das Alpaka als Faserlieferant und aus dem Guanako das Lama als Transporttier gezüchtet. Beide Tierarten wurden und werden in Südamerika als Proteinquelle genutzt. Alpakas sind inzwischen auch im Rest der Welt als wertvoller Faserproduzent bekannt und beliebt und die Feinheit der Faser wird stetig durch gezielte Zucht verbessert. Die ursprüngliche Verwendung blieb bei dieser Tierart. Dies trifft leider nicht auf das Lama zu, welches vielerorts durch Autos und Flugzeuge ersetzt wurde. Nur in den hohen und abgelegenen Andenlagen bleibt es als ursprüngliches Nutztier erhalten. Das präkolumbianische Lama war und ist ein Athlet: groß, ausdauernd, willig, .... Klaglos schleppte es die Lasten der Einheimischen über lange Strecken und teilweise Extrembedingungen über Hunderte von Kilometern durch die Anden. Diese Lamas waren die sogenannten Ccara-Lamas, sehr häufig auch als "Classics" bekannt (allerdings ist nicht jedes Classic auch ein Ccara). Ohne sie wäre das Inkareich gar nicht möglich gewesen. Ccaras sind große, leicht bewollte Lamas, die Urform der heutigen Lamas, wie wir sie in Europa und Nordamerika auf unseren Weiden haben. Ende der 80er Jahre (1980) fing man an, diese Tiere derart zu züchten, daß sie kleiner und stärker bewollt wurden. Teilweise hat man Alpakas eingekreuzt. Dieser Trend hat so stark um sich gegriffen (kleine, und vor allem stark bewollte Lamas stehen hoch im Kurs), daß die Ccaras kaum mehr zu finden waren. Warum? Es dauert ca. 2 Generationen, um mehr Fasern in eine Linie zu bekommen. Aber schätzungsweise mehr als 10 Generationen, um Größe in eine Linie zu züchten. Reine Ccaras gibt es bald fast nicht mehr in Europa. Sehr schade, denn dies sind die eigentlichen Trekkingtiere - die ausdauernden, klaglosen, sanften und athletischen Begleiter, die unsere Ausrüstung durch die Gegend schleppen. In Nordamerika hat man zu deren Erhaltung die NACA gegründet (North American Ccara Association. |
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Im Folgenden finden Sie einen Artikel, der näher auf den Körperbau und damit die Vorraussetzungen für die Zucht und den Erfolg von Trekkingtieren eingeht. |
Körperbau von Ccara-Lamas
(übersetzt von Anita Selig-Smith)
Einführung | |
Allgemeines Aussehen und Balance | |
Füße und Pasterns | |
Beinknochen | |
Vorderbeine | |
Hinterbeine | |
Rücken | |
Hals | |
Zusammenfassung | |
Originalartikel befindet sich hier. Alle Rechte des Artikels und der Bilder liegen bei NACA (North American Ccara Association), copyright of text and pictures by NACA). Mit Erlaubnis der Autoren und der Organisation übersetzt und auf der Seite www.maerkischer-lamahof.de veröffentlicht. Es wurde bei der Übersetzung mehr darauf geachtet, daß der Sinn erhalten blieb, als daß die genauen Wörter lt. Wörterbuch übersetzt wurden. Die Veröffentlichung, das Kopieren und die Weitergabe ohne die Zustimmung der NACA (für die englische Version) und der Übersetzerin (für die deutsche Version) ist nicht gestattet. Die Verlinkung auf diese Seite ist genehmigt. |
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Die folgenden Gedanken und Beobachtungen sind für Leute, die – aus welchen Gründe auch immer - nach Wegen suchen, den überdurchschnittlichen Athleten aufgrund der Grundlage von Struktur und Gang zu identifizieren. Viele dieser Konzepte wurden uns von erfahrenen Lamapackern aufgezeigt, vor allem Wes Homquist. Einige Vorstellungen, bei denen wir glauben, sie sind auch auf Lamas anwendbar, sind von der Pferdewelt übernommen worden. Und einige sind neue Konzepte, die auf praktischen Beobachtungen beruhen. Man muß sehr vorsichtig sein, wenn man Pferdeprinzipien auf Lamas anwendet. Viele von ihnen sind auf Lamas einfach nicht übertragbar, was mit den Unterschieden in Struktur und der sehr unterschiedlichen Nutzung der Tierarten zusammenhängt. Der Versuch, den athletischen Körperbau zu definieren, ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, wie Generationen von Pferdezüchtern und Halter von Arbeitshunden festgestellt haben. Eine einzelne Arbeit kann unmöglich alle Grundlagen abdecken. Das Folgende ist als allgemeiner Rahmen gedacht, als Startpunkt und Sammlung von Theorien zur Diskussion und Untersuchung, nicht als umfassende wissenschaftliche Abhandlung über den Körperbau von Lamas. Vieles davon könnte revidiert werden, wenn wir zusätzliches Wissen über das Arbeitslama in den folgenden Jahren hinzufügen. Wir sind immer mißtrauisch gegenüber Leuten, welche behaupten, sie verstehen ein Thema, aber sich weigern, die Details zu diskutieren, weil sie sagen, daß die Prinzipien viel zu komplex sind, um von der durchschnittlichen Person verstanden zu werden. Wenn wir erfolgreiche Züchter von Arbeitslamas sein wollen, müssen wir die Details/Besonderheiten verstehen; auch was jedes Tier unterscheidet. Es ist nicht schwer, ein männliches Tier aufgrund von Leistung zu wählen, aber viele von uns nutzen Stuten nicht als Lasttiere. Sie sind auf dem Wanderweg ungetestet und haben keinen Leistungsnachweis. Wir müssen daher ihr Potential anhand des Studiums ihres Körperbaus und der Bewegung beurteilen. Es ist nicht unser Bestreben, spezifische (conformational) Eigenschaften als “schlecht” oder “gut” zu kennzeichnen. Wir wollen lediglich versuchen, die Eigenschaften zu identifizieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer athletischen Überlegenheit führen. Und wichtiger, Züchter und (Packer) zu ermutigen, ihre Lamas mit einem Blick für die darunterliegende Struktur zu beurteilen. Ein extensives Wissen des Körperbaus ist ein großer Bonus, wenn man Zuchtpläne erstellt und dafür entscheiden muß, welche Anpaarungen für ein bestimmtes Zuchtziel erfolgreich sein würden. Das Skelett ist die Basis und der Grundstock, auf welchem alles andere aufgebaut ist. Das kann man nicht oft genug betonen. Alle Lamas und Alpakas haben dieselben Knochen in ihren Körpern. Aber es ist die Größe und die Länge dieser Knochen und die Verwinkelung zueinander, welche in individuellen Körpertypen resultiert. Knochenlänge und Winkel bestimmen die Reichweite und den Raum für die verankerten Muskeln, Sehnen und Bänder. Es beginnt alles mit dem Skelett. Die Zeichnungen des Lamaskeletts wurden mit dem Ziel der Demonstration der Prinzipien von Bewegung erstellt und erheben keine anatomische Genauigkeit.
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2. Allgemeines Aussehen und Balance Das Ccara Lama ist zuallererst ein Arbeitstier und ein Athlet. Das allgemeine Aussehen sollte Kraft und Grazie, gepaart mit einem energieeffizienten Gang ausstrahlen. Es dürfen keine offensichtlichen Mißbildungen vorhanden sein. Das Lama sollte sich gleichmäßig mit einem relativ langen freien Schritt bewegen. Es gibt eine unzählige Anzahl von Körpertypen von der stromlinienförmig mageren und schlaksigen Gestalt bis zum solideren Aussehen mit schwereren Knochen und stärker ausgeformten Muskeln.
Eine relativ enge Haltung/Stellung mit längeren Beinen als Körperumfang (siehe hier) ist ein Faktor, der mit der Athletik des Arbeitslamas verbunden ist. Ein großes Verhältnis von Beinlänge und Leibesumfang ist mit Energieeffizienz assoziiert; mit anderen Worten: maximale Arbeit mit minimalem Aufwand. Das Lama benötigt weniger Energie, um eine Aufgabe zu erfüllen, weil sein effizient gebauter Körper länger auf einem Weg aushält (mehr Ausdauer). Der normale Gang eines Lamas - der Schritt - wird durch das gleichzeitige Vorwärtsbewegen der Beine auf der gleichen Seite bewerkstelligt. Im Gegensatz zu beispielsweise Pferden, die die diagonal gegenüberliegenden Beine bewegen. Bei dem Paßgang wird das gesamte Körpergewicht mit jedem Schritt von einer Seite zur anderen bewegt. Die Stabilität eines Paßgängers wird mit einer engen Stützbasis verbessert, weil dadurch die Weite des Bogens, durch welche sich die vertikale Mittellinie des Tieres bewegt, reduziert wird. Ein breitbrüstiges Lama mit einer breiten Brust und einem breiteren Gang, welches mit einer stärkeren Schwankung läuft, wenn es eine Last trägt, wird beim Laufen mehr Energie verbrauchen und daher eher ermüden als ein schmaler gebautes Tier. |
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Das Arbeitslama braucht eine gute Stützbasis für anhaltende Gesundheit. Kleine zierliche Füße haben keinen Platz in der Welt eines Lastenlamas. Es wurde vorgeschlagen, daß ein Fuß mit einer breiten Ferse und kurzen Zehen mit einem mittleren “V” im Zwischenraum (nicht so ausgeprägt wie bei Spreizzehen) anzustreben ist. Es scheint, daß lange Zehen das Gewicht des Tieres nach hinten auf den Fuß schieben und damit zusätzliche Belastung auf die Struktur der Phalanx ausüben.
Heruntergesunkene Gelenke sind eine echtes Problem bei einem Lama und beenden die Lastenträgertage eines Tieres. Obwohl sich einige Mineralzusätze beim Futter als hilfreich bei der Behandlung der Durchtrittigkeit erwiesen haben, glaubt man, daß starke Gelenke ein vererbbarer Faktor sind. Ein Lama mit starken Gelenken wird keine Schwäche in den Phalanxen aufweisen, während es läuft. Einige sehr große, langbeinige Lamas haben längere Gelenke und wahrscheinlich brauchen sie diese Länge, um zusätzliche Belastung abzufedern. Solche Gelenke scheinen eine Federung zu haben, sind aber trotzdem sehr stark.
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4. Die BeinknochenDie Beinknochen sind die Hebel, die ein Lama vorwärtbewegen. Die Länge der verschiedenen Knochen und die Winkel zueinander sind ein Hauptfaktor in der Feststellung der Schrittlänge und mechanischen Effizienz des Ganges. Die Winkel sind auch für verschiedene Grade der Stoßdämpfung in den Gelenken verantwortlich. Einige Überlegungen müssen sich auch der optimalen Knochengröße widmen. Muskeln sind nur so stark, wie die Knochen, an denen sie verankert sind. Ein Lama mit zierlichen und leichten Beinen kann Proleme haben, über die Jahre des Lastentragens hinweg stabil zu bleiben. Und ein Lama mit sehr schweren Knochen kann unter einer reduzierten Ausdauer leiden. Optimale Knochengröße wurde in beispielsweise vielen equinen Arten festgestellt, indem der Umfang der vorderen Sprungbeinknochen unterhalb des Knies gemessen und dieser Wert dann mit Langzeitbelastung in Verbindung gebracht wurde. Über eine Zeit hinweg werden wir vielleicht die optimale Spanne der Knochengrößen im Arbeitslama mit dieser Methode feststellen können. Ein Maßband eng um den vorderen Sprungbeinknochen knapp unterm Knie herum sollte ausreichend sein. Wir haben ein Lama mit leichtem Knochenbau von 5.25 Zoll, ein mittleres mit 5.75 Zoll und ein Tier mit schwererem Knochenbau mit 6.25 Zoll gemessen. Die beiden letzten Lamas waren männliche Tiere, beide bewiesene High-end Lastentiere. Das Lama mit dem leichten Knochenbau war eine Stute. (Anmerkung der Übersetzerin: Ein Zoll ist ein Inch bzw. 2,54 cm) Es ist wahrscheinlich, daß es eine viel größere Variation des Knochenumfangs gibt, als die hier angegebenen Zahlen. Diese spiegeln lediglich ein paar Daten der Tiere wieder, die wir vermessen habe und es ist zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, ob und überhaupt Knochengröße Stärke oder Audauer eines Arbeitslamas beeinflußt. Lange Oberbeinknochen für die Länge und die Hebelkraft des Schrittes und kurze Sprungbeine für Stärke sind zu bevorzugen.
Eine leichte Auswärtsdrehung sowohl vorn als auch hinten ist normal in einem Arbeitslama. Dies ist nicht zu verwechseln mit deformierten Gliedmaßenwinkeln wie X-Beine und Kuhessigkeit, welche auf jeden Fall zu vermeiden sind. Es ist wichtig, daß die Gelenke der Beine – das Knie, das Sprung- und hintere Fesselgelenk alle in die gleiche Ebene ausgerichtet sind, um die Belastung der Gelenke zu minimieren. Zum Beispiel: wenn die Hinterzehen des Lamas leicht nach außen zeigen, dann sollten die Kniegelenke ebenfalls nach außen zeigen, während die Spunggelenke (Hacken) leicht nach innen gehen. |
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5. Das VorderteilDas athletische Lastenlama mit großer Ausdauer ist in der Lage, wie das vom Findling springende Lama auf dem Bild vorwärts zu greifen, um einen langen ausladenden freien Schritt zu vollführen. Eine lange abfallende Schulter ermöglicht eine große Reichweite in der Bewegung, mechanische Effizienz und eine exzellente Stoßdämpfung, wenn sie mit einem langen Oberam (humerus) verbunden ist. Bei einem Lama mit diesen Charakteristika wird die Lotlinie (senkrechte Linie) vom Halsansatz weit vor den Vorderbeinen sein. Eine etwas steilere Schulter ermöglicht möglicherweise eine bessere Packleistung. Wenn mit langen Oberbeinen und guter Winkelung am Ellenbogen kombiniert, wird dies immer noch auf eine gute Bewegungsreichweite hinweisen. Solche Lamas haben ihre Lotlinie näher an den Vorderbeinen.
Und wieder werden lange Oberbeinknochen mit einem energiesparenden Gang assoziiert (athletisch). Lamas mit einer steilen Schulter, kurzen Oberbeinknochen und kurzen Hälsen wie unten gezeigt, haben eine reduzierte Schrittlänge und würden schweres Lastentragen wahrscheinlich nicht schaffen. Diese Lamas haben keinen energieeffizienten Körperbau.
Die Vorderbeine und Schultern eines Lamas tragen die Hauptlast des Tieres, oft bis zu zwei Drittel des Gesamtgewichtes. Starke Muskeln zwischen Brust- und Beinansatz ist entscheidend für die langlebige Gesundheit eines Tieres, welches viel Zeit damit verbringt, schwere Lasten im Gebirge zu tragen. Eine große Belastung wird auf die Schultern geladen, wenn das bepackte Lama steil abwärts geht und dabei plötzliche und wiederkehrende Wechsel in Richtung und Beinreihenfolge durchläuft. Man muß auch die Belastung auf die Vorderbeine und Schultern berücksichtigen, wenn das beladene Lama beispielsweise über einen steilen Hang mit losen Steinen aufwärts klettert und dann mit seinen Hinterbeinen Halt verliert. Es muß mit den Vordernägeln weiter hochkommen. In diesem Fall muß es sofort in den “Vordergang” schalten. Das Lama unten im Bild hat eine exzellente Muskelbildung zwischen den Vorderbeinen bis zur Brust. Die kleinen schattigen Ausbuchtungen der Muskeln sind klar erkennbar bei dem Lama links und auf dem rechten Bild auf dem Weißen des Lamas.
Hier ist eine Vergrößerung eines anderen jungen männlichen Lamas mit ausgezeichneten Brustmuskeln.
Schwerere Knochen mögen ein Vorteil bei Lamas sein, die schwere Lasten im Gebirge tragen. Das schlacksige, langgliedrige, stromlinienförmige Lama links unten geht sehr gut bei einem relativ schnellen Gang mit mittlerem Gewicht. Er würde lieber rennen. Das kompaktere, schwerere Lama rechts zeichnet sich durch maximales Lastentragen über zerklüftetes Terrain aus. Er ist ein ungewöhnlich starkes Tier, wie auch das dunkelbraun-weiße Lama rechts oben. Alle drei sind Lastenträger der höchsten Klasse.
Beide oben abgebildeten Tiere haben ein ausgezeichnetes Verhältnis Beinlänge zu Körpertiefe, beide sind ähnlich von der Größe (48”-49”) und beide sind high cut up in der Flanke. Sie sind lean und fit mit einer relativ engen Haltung. Beide haben exzellente Länge und Winkelung in den Oberbeinknochen, wobei sich die Proportionen deutlich unterscheiden. Das braune Lama scheint sehr lang from Kniegelenk bis zum Sprunggelenk und von der Schulter bis zum Ellenbogen zu sein, Das weiße Lama hat stärkere Knochen (15,8 cm unter dem Knie im Vergleich zu 14,6 cm an dem braunen Tier), kürzere Sprungbeine und einen kompakteren Körper. Es wiegt mindestens 25 kg mehr als sein dunkler Gefährte, hat mehr und größere Muskeln und ist sehr wahrscheinlich ein stärkeres Lama. |
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6. Das Hinterteil (hinteres Viertel)Die Stärke für die Fortbewegung – dem Schub – kommt vom hinteren Viertel. Lange Oberbeinknochen maximieren die Fläche für die Muskelansätze. Lange, gut verankerte Muskeln sind hier notwendig für kräftige und schnelle Kontraktionen welche das beladene Tier mit Leichtigkeit vorwärt trägt. Lange Oberschenkel (Hüfte bis Knie) und/oder Hinterschenkel (Knie bis Sprunggelenk) mit guter Winkelung in der Hüfte und Kniegelenken bieten die notwendige Stoßdämpfung und die Weite der Bewegungsmöglichkeiten. Wie auch mit der Schulter ist eine lange abfallende Hüfte oder Becken wird beim hochgewachsenen bzw. Langgliedrigen Lama mit Schritteffizienz verbunden: Ausdauer über Länge. Das kompaktere Lama mit einem steileren Becken und guter Winkelung hat wahrscheinlich mehr Kraft (zum Lastentragen) - und kombiniert mit Länge und guter Winkelung in der Hüfte und den oberen Beinknochen entspricht dies einem anderen Athlettyp.
Die Kombination eines kurzen steilen Beckens und kurzen, eher geraden oberen Beinknochen (schlechte Winkelung) hat eher nicht die beste Kombination für Langstrecken-Tragen. Wenn dies noch kombiniert wird mit einem dickeren Lendenbereich, würden kurze Schritte und ein schlechter Bewegungsbereich die Folge sein. Ein solches Lama hat eine schlechte Ausdauer. Ein Maximum an Effizienz ist direkt abhängig von der Verwinkelung in den Hinterbeinen. Das Sprungbein und das Sprunggelenk müssen für die effektivste Kraftnutzung der Muskeln direkt unter dem Becken sein. Man kann sich das vorstellen, als ob man selbst eine schwere Last trägt. Man würde nicht versuchen, an der Grenze der Reichweite zu heben, sondern eher die Hüften, Schultern und Rücken so weit wie möglich unter der Last zu positionieren.
Gut geformte Hinterbeine kann man in fast allen Punkten der Bewegung erkennen. Eine verlängerte Linie vom Sprunggelenk berührt oder verläuft sehr nahe an den Punkten des Hinterns. Diese athletische Stute hat sehr schön gebaute Hinterbeine. Maximaler Schub wird direkt unter der Hüfte erzeugt. Sie ist vielleicht ein wenig leicht gebaut in den Knochen. Lange Oberbeinknochen im Ccara-Lama unterscheiden sich stark von der Struktur des Alpakatyps. Viele Leute, welche nur begrenzte Erfahrungen mit Arbeitslamas haben, interpretieren die Länge der Oberbeinknochen fälschlicherweise als “stuhlbeinig” im Körperbau (Beinstellung). Das Ccara mit seinen langen Ober- und Hinterschenkeln hat typischerweise nur einen geringen Winkel im Sprunggelenk. Die ausgeprägtere Winkelung in der Hüfte und im Kniegelenk zusammen mit diesen langen Oberbeinknochen geben dem Ccara die überlegene Bewegungsreichweite. Man sollte sehr sicher sein, den Unterschied zwischen stuhlbeinig und einfach langbeining und langgliedrig erkennen zu können. Das wahre stuhlbeinige Lama hat begrenzte Winkelung in der Hüfte, Knie UND Sprunggelenk, was zu einer sehr begrenzten Bewegungsreichweite – einem kurzen Schritt – führt.
Das athletische Lama mit guter Winkelbildung und langen oberen Beinknochen hat eine stark überlegene Schrittlänge und eine überdurchschnittliche Ausdauer. Durchtrittige Sprunggelenke und rückstellig Beinstellung sollten bei einem Arbeitslama ausgeschlossen werden. Einige Alpakas und Lamas haben ungewöhnlich lange Hinterschenkel ohne die zugehörige Beckenlänge und (femur). Das resultiert in einer unnormalen “kauernden” Haltung. Das Lama unten ist sichelbeinig:
Einem sichelbeinigen Lama ist es nicht möglich, seine Sprunggelenke komplett zu strecken, was in einem Schubverlust für eine effiziente Vorwärtsbewegung resultiert. Das Lama, welches eine rückständige Beinstellung hat, kann zwar seine Sprunggelenke strecken, aber eine große Menge des Schubes geht verloren, wenn die Sprunggelenke so weit hinter den Hüften aufgesetzt werden.
Lamas, welche in der Flanke hochgeschnitten sind, haben genügend unbeschränkten Raum für die Vorwärtsbewegung der Hinterbeine. Allgemein gesehen besitzen sie mehr Audauer als Lamas mit kräftigeren Körpern.
Ein letzter Kommentar zur abfallenden Hüftneigung: Showrichter diskriminieren gegen Stuten mit einer Vulva mehr auf horizontaler als auf vertikaler Ebene. Dies ist eine Übertragung vom Pferd, wo Kotkontaminationen in einer horizontalen Vulva (üblich in durchgezüchteten Stuten) ab und zu zu Harninfektionen geführt hat. Die lange abfallende Hüfte, welche hochgezüchteten Stuten ihren ausholenden Schritt gibt, wird mit Abflachung der Vulva verbunden. Die lange abfallende Hüfte ist ein erwünschter Faktor in einem Arbeitslama – wie auch in Rasse-Stuten. Ältere Stuten mit einer langen abfallenden Hüfte, welche schon mehrere Schwangerschaften hinter sich haben und daher auch eine Erschlaffung des Muskeltonus haben eine Tendenz zu einer mehr horizontalen Vulva. Wir sehen das nicht als Manko – im Gegenteil. Andererseits wurde beobachtet, daß Stuten mit einer steilen, kurzen Hüftneigung während der Wintermonate unter Urin”verbrühungen” leiden. Während Urineverbrühungen ernährungsbedingt sind, haben wir nie einen Fall bei einer Stute mit langen abfallenden Hüften gesehen. Mit diesem Körperbau ist es unwahrscheinlicher, daß Urin zwischen den Hinterbacken herunterläuft und Irritationen verursacht.
Die Muskeln an den inneren Schenkeln sollten das Aussehen gut definierter Muskelgruppen haben, wenn man das Lama von hinten betrachtet. Sogar das übergewichtige oder dünne Tier sollte diese Definition bis zu einem bestimmten Grad haben. Lamas mit einer geraden Linie von den Innenschenkeln bis zum Sprunggelenk (keine Muskeldefinition) sind höchstwahrscheinlich schwach in den Hinterbeinen. Die Stute in diesem Foto (oben links) hat nur sehr wenige Muskelausbildung an den Innenschenkeln obwohl sie leicht übergewichtig ist.
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7. Der RückenEin kräftiger Rücken is essentiell bei einem Lastenlama und – allgemein gesprochen – kurze Rücken sind starke Rücken. Man stelle sich ein langes ungestütztes Dachstück mit einer schweren Schneeladung vor. Die eigentliche Rückenlänge ist die Spanne zwischen Widerrist (höchster Punkt der Schulter bzw. Schulterblätter) und dem Punkt der Hüfte kurz oberhalb des lumbosakralen Gelenkes (Kreuzbein). Eine lange, abfallende Hüfte (im Gegesatz zu kurz und steil) und Schulter scheint wie ein langer Rücken auszusehen, aber in Wirklichkeit hat das Tier einen langen Körper – absolut nicht das Gleiche. Körperlänge wird vom Hintern bis zur Schulter gemessen. Das erste Anzeigen für einen langen Rücken ist eine große Distanz zwischen Vorder- und Hinterbeinen auf dem Boden – ein langer "Radstand". Das männliche Tier unten hat eine lange abfallende Hüfte und Schulter, welche ihm einen allgemeinen langen Körper geben. Sein eigentlicher Rücken ist jedoch relativ kurz. Einem Lama mit einem langen Rücken kann Stärke fehlen. Das Foto unten zeigt ein Tier mit einem langen Rücken. Wenn man die Stute genauer betrachtet sieht man, daß sie lang im Bereich der Lenden (von der letzten Rippe bis zur Hüfte) ist und daß sie einen langen “Radstand” (Entfernung zwischen Vorder- und Hinterbeinen) hat im Vergleich zum Lama oben. Die Stute ist recht athletisch, aber ihre Ausdauer und Tragekapazität sind höchstwahrscheinlich limitiert. Diese Eigenschaft des Körperbaus führt zu einer verminderten Stärke, welche von den Hinterbeinen ausgeht. In einem Lama mit kurzem Rücken kommt diese Kraft direkt durch das Kreuzbein und die Rückenstruktur (denke an den Antrieb in einem Auto) und wird auf die Vorderbeine übertragen. Bei einem Lama mit langem Rücken geht viel dieser Kraft durch die schwache Verbindung der Lenden verloren. Ein kräftiges, flexibles Kreuzbein ist bei einem Arbeitslama essentiell. Ein guter Rücken ist auch relativ A-förmig im Querschnitt, mit einer leicht fühlbaren Wirbelsäule und einer guten Neigung nach unten. Lamas mit einem flachen Rücken im Querschnitt (resultierend von Übergewicht, anderer Muskelverteilung oder mit mehr Rippenkrümmung) sind schlecht mit einem passenden Sattel auszurüsten. Gurte (Sattelgurte) müssen sehr straff gespannt werden, um die Last auf ihrem Platz zu halten, und dies ist anstrengend für das Lama. Ein guter Rücken hält einen Sattel gut. Man muß jedoch aufpassen, daß genügend Freiraum zwischen der Wirbelsäule und der Satteloberkante bei einem sehr schmal geschnittenen Lama bleibt. Ein verkrümmter Rücken (nach oben oder nach unten) ist unerwünscht. Der nach unten gekurvte Rücken ist in der Mitte schwach und Sättel gleiten auf einem nach oben gekrümmten Rücken vorwärts. Hüfthöhe und Widerristhöhe sollten relativ gleich sein. Es ist häufiger, daß Lamas in der Hüfte etwas höher sind, aber auch hier müssen die Lasten sicher befestigt sein, damit sie nicht über die Schulter nach vorn rutschen. Das seltene Lama mit einer im Vergleich zur Hüfte höheren Schulter ist sehr erwünscht und scheint sehr gut Lasten zu tragen mit wenig Notwendigkeit für zusätzliche Gurte (Brust- und Schweifgurt). Viel entspannter für das Lama. |
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8. Der HalsDer Hals des Lamas fungiert als Gegengewicht bei der Balance. Man kann es erkennen, wenn man das flach auf der Seite liegende Tier beobachtet, wenn es sich zum Aufstehen positioniert. Die erste Bewegung ist eine Art Ausholen des Halses um das Momentum zum Rollen in die aufgerichtete Postion zu erlangen. Lamas, welche einen steifen horizontalen Nacken von einer Wirbelsäulenverletzung haben, können manchmal nicht ohne Hilfe von einer abschüssigen Position aufstehen. Der Hals und der Kopf dienen auch als Gegengewicht für den Körper bei unebenem Terrain oder bei schnellen Richtungsänderungen. Es können sofortige Anpassungen des Mittelpunktes des Körpergleichgewichts gemacht werden indem die Halsposition verändert wird. Deshalb wird ein längerer und sehr flexibler Hals beim Arbeitslama bevorzugt. Richter im Showring haben festgelegt, daß die ideale Halslänge zwei Drittel der Rückenlänge beträgt. Aber wie auch bei Hunden gibt es viele Variationen der Körperproportionen in den Arten. Wir denken, daß alles gut ist, solange der Hals proportional zum Körper ist. Die längeren Beine, die beim Arbeitslama so bevorzugt werden, sind auch am besten mit einem längeren Hals auszubalancieren und ein Lama mit einem langen Körper muß ebenfalls mit einem längeren Hals ausbalanciert werden. Es wurde beobachtet, daß Lamas, welche mit einem sehr geraden Hals und aufgerichtetem Kopf laufen, auch zu einem kurzen Schritt vorn neigen. Sie haben kurze, steile Schultern. Das wahre athletische Lama läuft mit seinem Kopf und Hals etwas vornüber – ein wenig mehr als vertikal. |
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ZusammenfassungEs gibt unzählige Faktoren welche ein ausgezeichnetes Lastentier ausmachen und nicht alle sind von außen sichtbar. Viele Unzulänglichkeiten und Mängel kann man nicht erkennen, bis das Tier tatsächlich arbeitet. Es gibt Lamas in Nordamerika mit weniger als idealem Körperbau und Bewegung, welche von ihren Besitzern als Lastentier und Wegbegleiter sehr hochgeschätzt werden. Viele dieser Tiere werden geschätzt aufgrund von Charakteristika, die nicht gemessen werden können: enge Vertrautheit mit ihren Besitzern, ausgezeichneter Gesinnung und dem Willen zu arbeiten. Es liegt nicht in unserem Interesse, die Wichtigkeit dieser Tiere zu schmälern. Man benötigt ein sehr kritisches Auge, um tatsächlich Zuchttiere zu selektieren. Das Lama, welches einen langen, geschmeidigen und ausholenden Schritt hat, gepaart mit einer Leichtigkeit des Gehens und auch mehrere Jahre des Lastentragens problemlos meistert – DAS ist der ultimative Athlet. Wenn wir dieses Tier mit untrüglicher Sicherheit definieren und reproduzieren könnten, würde die Welt des Lastentragens mit Lamas fast perfekt sein.
Die Jährlingsstute auf der linken Seite und das 2jährige männliche Tier rechts sind wundervoll balancierte, athletische Nachwuchstiere und exzellente Beispiele des Ccara-Typs.
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