Informationen und Fakten über Lamas - ein kleines Lamakunde - Lexikon: Wolle

Faserverarbeitung in einer Minimill

Beispiel: Belfast Minimill, Wollmühle Funke

Das Bild- und Videomaterial entstand während der Schulungswoche im März 2013, wo ich die außerordentliche Freude hatte, als Übersetzungshilfe (die Maschinen stammen von der Belfast Mini Mills aus Canada) anwesend zu sein und die Faserverarbeitung von Grund auf bis zum fertigen Produkt mitzuerleben. Vielen Dank an Fam. Funke für die interessante Zeit und an Jeff für die vielen Erklärungen.

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Die nachfolgende Grafik zeigt - in englisch den Ablaufplan einer Wollmühle für die Verarbeitung von tierischen Fasern und was nach jedem Prozeßablauf entstehen kann.

Flowchart
Prozessablauf, [Quelle: www.minimills.net]

Die Faser wird eingeschickt. Zu diesem Zeitpunkt hat sie - auch wenn sortiert und anscheinend sauber - immer noch jede Menge Staub, kleinste - oder auch größere - Heu- und Strohreste, Grannenhaare, usw. zwischen den Fasern. Daher gibt es vor allem in den ersten Prozessabläufen größere Gewichtsverluste durch die Verunreinigungen. Teilweise können die gesamten Gewichtsverluste bis zu 40% betragen. Dies ist vor allem bei Classic-Lamavlies der Fall, da die Grannenhaare einen großen Gewichtsanteil ausmachen.

Die Faser wird in einer Trommelmühle vom gröbsten Staub und Dreck befreit und geht dann in eine spezielle Waschmaschine. Nachdem die Fasern getrocknet sind, werden sie pikiert und danach in einen Faserseparator gepackt. Dieses Herzstück entscheidet quasi über die Qualitätsstufe des Garns. Hier kann man das Beste herausholen. Allerdings muß man hier auch eine Entscheidung zwischen Verlust und Feinheit treffen. Am besten vertraut man den Erfahrungswerten der Betreiber.

Picker
Picker - hier landet die getrocknete Faser als erstes nach dem Trocknen

Faserseparator
Faserseparator
Die Faser läuft auf einem Fließband in den Faserseparator, während man per Hand noch groben Dreck heraussortieren kann.
Faserseparator
Faserseparator
Ein feines Netz sortierter Fasern kommt am anderen Ende heraus.

Faserseparator
Der Unterschied zwischen unsortierter (oben) und unsortierter Faser vor und nach dem Durchlaufen des Faserseparators.

Gewichtsverlust
Hier finden beträchtliche Gewichtsverluste vor allem bei Lamafaser statt: primäre und sekundäre Grannenhaare werden aussortiert - und auch noch letzte kleine Heureste.

Der Kardierer verarbeitet dann die feine Faser in einen Strang oder Kammzug. Ein wenig Staub oder 2. Schnitt kann hier auch noch herausfallen - aber die Mengen sind sehr gering. Hier wird dann das erste Mal Rechenarbeit gefragt und es ist wichtig zu wissen, was als Endergebnis gewünscht wird. Dementsprechend gestaltet sich die Einstellung der Maschine und die Zufuhr der Faser.

Kardierer
Vorspinngarn
Die Faser wird langsam in den Kardierer eingezogen
Das Vorspinngarn am anderen Ende.
Kammzug
Der große Kammzug kann jetzt zu einem Filz verarbeitet werden.

Beim Kardierer hat man zwei Varianten: entweder ein Kardenband oder einen Kammzug. Vor allem der Kammzug kann zum weiteren maschinellen Filzen weiterverarbeitet werden.

Das Kardenband kann man aufwickeln und so für verschiedene Zwecke nutzen. Soll die Faser versponnen werden, kann sie weiter verfeinert werden. Das Kardenband wird dann in die in ein Vorspinngarn verwandelt, indem es auseinandergezogen wird.

Strecken des Vorspinngarns
Strecken des Vorspinngarns
Strecken des Vorspinngarns
Das Vorspinngarn wird weiter auseinandergezogen (nicht die Fasern!), um somit ein besseres und gleichmäßigeres Spinnergebnis zu erzielen.

Jetzt hat die Faser die entscheidende Maschine für die Garnherstellung erreicht und wird in die Spinnmaschine eingefädelt. Um dieses Teil richtig zu bedienen, braucht es Erfahrung und Übung. Es sind verschiedene Punkte zu beachten, die sich bei jeder Faser, Faserstärke, etc. unterscheiden.

Spinnmaschine
Spinnmaschine
Die Spinnmaschine produziert einen gleichmäßigen Faden in kürzester Zeit - mit der Hand nie zu so fix zu schaffen. Das Zusehen hat etwas Meditatives.
Die Besitzer der Wollmühle und ein Techniker - sie alle freuen sich: nicht nur, weil es Spaß macht, sondern weil auch das Ergebnis so toll ist.

Nach dem Verspinnen hat man dann Einzelfäden, die wunschgemäß miteinander verzwirnt werden. Je mehr Fäden, desto gleichmäßiger ist das Endergebnis. Am üblichsten sind zweifach und dreifach versponnene Garne - ich empfehle dreifach ......

Verzwirnen
Die Einzelfäden werden hier verzwirnt. Je mehrfädig, desto gleichmäßiger ist der Endfaden. Favourisiert wird normalerweise dreifädig.

Die Verzwirnung wird hier bei der Wollmühle fixiert - dazu schickt man die Faser durch heißen Dampf. Im sogenannten Steamer verbessert sich dadurch die Stabilität des Dralls des Garns.

Steamer
Auf Konen gewickelt.

Auf Konen gewickelt kann man jetzt entscheiden, wie man sein Garn gern zur Weiterverarbeitung hätte. Bevorzugt für den Verkauf von Garn sind normalerweise Stränge oder Knäul. Um Erstere kann man besser eine Etikette packen und sie sind auch platzsparender zu verstauen.

Stränge wickeln
Wickeln in Stränge ....

Wickeln
Voilá: maschinell versponnene Lamafaser - hier von Baldur Zadik.

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Verarbeitung von Lamafaser in einer Wollmühle
als Anschauungsvideo

In dem Video kann man die einzelnen Schritte der Verarbeitung nochmals zusammengefaßt mit einigen Demonstrationen der laufenden Maschinen sehen. Viel Spaß beim Anschauen.

Das Bearbeiten des Videos ist nicht gestattet. Ein Kopieren ohne Verlinkung ist ebenfalls nicht erlaubt. Das Video wurde hier auch auf youtube eingestellt.

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Anita Selig-Smith - Zadik-Lamas 2013, Disclaimer
Die Veröffentlichung der Fotos geschah mit dem Einverständnis der Betreiber der Wollmühle - die Weitergabe ohne Verlinkung zu dieser Seite ist nicht gestattet. Dies gilt auch für das Video.

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